Druckausgleichsworkshop, 24.06.17 am Murner See

Druckausgleich für Apnoe

Druckausgleichsworkshop, 24.06.17 am Murner See

Welcher Apnoetaucher oder welche Apnoetaucherin kennt es nicht: Den verzweifelten Versuch den Druckausgleich noch hinzubekommen. Bei dem einen beginnt das Problem schon nach wenigen Metern, bei anderen erst jenseits der 20 m. Mit klassischem Valsalva ist bei Apnoe mangels Luftnachschub schnell Schluss. Dann ist ein geradezu akrobatisches Zusammenspiel von Zunge, Gaumensegel und Glottis gefragt. Wie das geht, lernte ich beim Druckausgleichsworkshop.

Der Druckausgleichsworkshop geleitet von Heike Schwerdtner Apnoe**** und Apnoe TL und Jens Stötzner, einer der TOP-Freediver in Deutschland, gab ambitionierten Apnoe-Tauchern die Gelegenheit ihre Druckausgleichstechniken zu verfeinern. Er fand am Samstag den 24.06.17 zum zweiten Mal am Murner See statt. Dabei waren diesmal Stephan Lehmann, Mike Börner, Sabrina Linn, Martin Michallek, Michael Kreiling, Narciso Quijano Fraile und ich, Peter Siwon.

Es begann mit einer theoretischen Einführung in die physiologischen Hintergründe der Druckausgleichstechniken. Bildmaterial, das Heike beim HNO-Arzt abgestaubt hatte, verschafften den Teilnehmern anschauliche Einblicke in das Innenleben von Kopf und Hals. Anschließend wurde mit Hilfe von Ballons die willentliche Steuerung von Gaumensegel und Glottis geübt. Was von außen aussah wie ein Kindergeburtstag waren tatsächlich sehr anspruchsvolle Körperübungen, die viel Konzentration erforderten: Ballon aufblasen, Rachen mit Gaumensegel verschließen und dann durch die Nase atmen ohne dass Luft aus dem Luftballon entweicht. Gaumensegel in neutrale Position bringen und durch Mund und Nase ausatmen. Ausatmen, Restluft mit einem MMM-Ton in die Backen pumpen, Glottis schließen und dann Druckausgleich mit den Backen oder durch Frenzeln. Es war durchaus erheitern, die konzentrierten Gesichter zu betrachten und die teilweise seltsamen Töne zu hören, die die Übenden produzierten.

Nach Theorie und Trockenübungen ging es nach einer Vorbereitungsgymnastik ins Wasser. An den Bojen wurde nun im Wechsel geübt. Um den Trainingseffekt für große Tiefen zu erhalten, ohne tief tauchen zu müssen, wurde die Tiefe dadurch simuliert, dass mit ausgeatmeter Lunge (FRC, Functional Residual Volume) getaucht wurde. FRC bedeutet, dass vor dem Abtauchen passiv, also nicht forciert, ausgeatmet wird. Das entspricht etwa dem normalen Ausatmen im Alltag ohne Belastung. Damit steht nur etwa das halbe Luftvolumen zur Verfügung, was den Druckausgleich schon in geringen Tiefen erschwert. Allerdings ist Vorsicht angesagt, denn dadurch ist die Lunge schon auch bei geringen Tiefen von wenigen Metern einer erhöhten Belastung ausgesetzt. Behutsame Bewegungsabläufe, langsames Vortasten in die Tiefe und verantwortungsvolle Sicherung sind unbedingt erforderlich, um unnötigen Risiken vorzubeugen.

Nach fast zwei Stunden intensiven Übens und vielfältigen Aha-Erlebnissen schloss der Workshop mit einem durchweg positiven Feedback und Dank an die beiden Trainer. Prädikat: Empfehlenswert.

Also: Immer schön Druck ausgleichen

Euer Peter Siwon, Apnoe ****, TCR Regensburg